Die Herausforderung des Modells ist unter Modell-Eigenschaften (Menu) beschrieben. Danach bestand das Ziel der Landesregierung darin, über die Schließung des Medizinstudienganges in Lübeck mehr als 150 Mio. EUR innerhalb von 10 Jahren einzusparen. Das Einsparziel ist oben als Soll-Kurve dargestellt. Nach einer anfänglichen zeitlichen Verzögerung sollte die jährliche Einsparrate bei ca. 25 Mio. EUR betragen.
Ob diese Einsparung überhaupt realisiert werden kann, dazu gibt zumindest die Entscheidungsgrundlage der Haushaltsstrukturkommission keine abschließende Antwort. Man erhält eher den Eindruck, dass lediglich die momentanen Kosten des Medizinstudienganges in Lübeck mit dem Einsparpotential gleich gesetzt wurden, gleichgültig ob das betroffene, zu großen Teilen verbeamtete Personal überhaupt freigesetzt, das UKSH (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) wie geplant verkauft bzw. die Gebäude-Infrastruktur anderweitig genutzt werden kann. Allein diese ungeklärten Punkte verfügen über das Potenzial, das Einsparvorhaben ad absurdum zu führen. Da jedoch keine Diskussionsbereitschaft zu diesen Punkten bestand, haben wir sie in unserem Modell als gegeben hingenommen und nicht weiter in Frage gestellt. Stattdessen haben wir uns in unserem Modell auf zusätzliche Folgewirkungen konzentriert, die ebenfalls nicht in der Entscheidungsgrundlage der Haushaltsstrukturkommission berücksichtigt wurden. Hierzu gehörten u.a. die folgenden Punkte:
Bei der geplanten Verlagerung des Medizinstudienganges nach Kiel würden Folgekosten auftreten. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten in Kiel müssten weitere geschaffen werden, um eine Verlagerung zu ermöglichen.
Weitere Kosten würden durch den geplanten Verkauf bzw. die geplante Vermietung der Hochschulbauten in Lübeck entstehen. Evtl. müsste ein Teil der Hochschulbauförderung zurückgeführt werden.
Eine Reduktion der Studentenanzahl in Schleswig-Holstein würde zudem auf politischen Widerstand auf Bundesebene führen, da in Zukunft mit einer Verdopplung der Abiturientenjahrgänge und mit einem Ärztemangel zu rechnen ist. Eine Reduktion der Landeszuschüsse könnte die Folge sein.
Qualität Wissenschaftsstandort: Die Aufgabe des Medizinstudiengangs in Lübeck würde die Qualität des Wissenschaftsstandortes stark beeinträchtigen. Hierdurch wären die Exzellenzinitiative und die Ansiedlung des Fraunhofer Institutes etc. stark gefährdet – ebenso die Drittmittelprojekte und die Spin-off-Aktivitäten der Universität zu Lübeck und damit viele Arbeitsplätze in der Region etc.
Qualität Wirtschaftsstandort: Eine Schwächung des Wissenschaftsstandortes würde den Wirtschaftsstandort ebenfalls stark gefährden. Die Innovationskraft (F&E-Projekte) sowie das Ausgründungsverhalten würde stark zurückgehen mit der Folge, dass sich weniger Unternehmen ansiedeln und viele Unternehmen die Region verlassen werden. Zudem können sich die Unternehmen aufgrund der fehlenden F&E-Aktivitäten weniger gut weiterentwickeln mit der Folge, dass weniger Arbeitsplätze geschaffen und weniger Steuern „erwirtschaftet“ werden können.
Alle vorgenannten Effekte führen dazu, dass die Anzahl an Arbeitsplätzen und damit verbunden das Steueraufkommen sinken und die Sozialleistungen zeitlich verzögert steigen werden.
Das UKSH (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) als einer der größten Arbeitgeber in Schleswig-Holstein beschäftigt zudem diverse Dienstleister in der Region mit Aufträgen und trägt somit maßgeblich zur Wertschöpfung und zum Steueraufkommen in der Region bei. Auch diese Dienstleister wären vom Verkauf des UKSH bzw. von der Schließung des Medizinstudiengangs in Lübeck direkt betroffen.
Und nicht zu vergessen, die über 1500 Studenten, die Jahr für Jahr zur Wertschöpfung in der Region indirekt beitragen.
Das Modell wurde innerhalb von nur 3 halbtägigen Workshops erstellt und analysiert. Es erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Vielmehr wollten wir über das Modell ein Gespräch mit den Entscheidungsträgern initiieren, um die Debatte zu versachlichen. Unsere Angebote blieben jedoch unbeantwortet.). Bereits dieses Modell machte jedoch deutlich, dass die Schließung des Medizinstudienganges in Lübeck mittel- und langfristig kontraproduktiv wirken d.h. den Landeshaushalt zusätzlich belasten würde.
Über die Einführung von Studiengebühren wurde ebenfalls anhand eines Modells kontrovers diskutiert. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter:
Modell: https://www.know-why.net/model/199a269e-21d1-4b99-8464-6a19b129ee0f
Youtube-Video: http://youtu.be/LgTUEC7a_0A
Wir wünschen weiterhin viel Spaß beim (i)MODELN.