Die Ziele des Modells sind unter Menu - Modell-Eigenschaften beschrieben.Das Modell wird ebenfalls unter Youtube erläutert: http://youtu.be/LgTUEC7a_0A
Das Gesamtmodell umfasst lediglich 42 Faktoren, 63 Verbindungen und 15 Wechselwirkungen. Sicherlich fehlen viele Details, die Hauptaspekte und wesentlichen Argumentationsketten sollten jedoch enthalten sein. In dem Modell sind die Ursache-Wirkungsbeziehungen dargestellt und gewichtet worden. Die Einflussfaktoren wurden dabei per Geste, Sprache und/oder Mausklick eingegeben und die Verbindungen hinsichtlich Wirkungsstärke (relative Wirkungsstärke in %) und zeitlichen Verzögerungen (kurz-, mittel- oder langfristig) grob definiert. Anschließend zeigt uns die Erkenntnis-Matrix (siehe unten), was für ein erfolgreiches Handeln zu beachten, was zu tun ist und was stört.
Die Abbildung oben zeigt einen Modellausschnitt: den Zielfaktor "Gute Bildungspolitik SH" und die Einflussfaktoren bis zur 2. Ebene. Eine Bildungspolitik ist demnach nur dann gut, wenn sie sozial gerecht ist und einen Nutzen für die Bevölkerung und für die Studienabgänger stiftet.
Beginnen möchte ich mit dem Nutzen für die Studienabgänger (die Abbildung oben zeigt die Einflussfaktoren bis zur 2. Ebene). Hiernach besteht der Nutzen darin, sich persönlich weiterentwickeln/entfalten und/oder einen späteren Wohlstand aufbauen zu können. Dies hängt kurzfristig davon ab, ob der Lebensunterhalt als Student bestritten werden kann. Langfristig wäre das höhere Einkommen für Studienabgänger entscheidend (zeitliche Verzögerungen werden durch einen Strich in der Mitte des Pfeils gekennzeichnet). Falls dies nicht erreicht werden kann, sollte das Gesamtkonzept einen Erlass der Studiengebühren für Geringverdiener beinhalten.
Betrachten wir den Aspekt "Wohlstand für Studienabgänger SH" noch ein wenig genauer (und blenden dabei die anderen Ebenen ebenfalls ein), fällt auf, dass die bisherigen Diskussionen rund um Studiengebühren oftmals fehlgeleitet werden.
Viele fordern, dass Bildung grundsätzlich nichts kosten darf. Dies ist jedoch nicht realisierbar und entspricht auch nicht der Realität. Denn schon heute investiert jeder Student nach Kräften. Ein Student verzichtet auf ein höheres Gehalt, in dem er oder sie nicht arbeiten sondern studieren geht. Diese Opportunitätskosten sind nicht zu vernachlässigen und als indirekte Kosten anzusehen – ebenso die laufenden Lebenshaltungskosten, die in einigen Fällen auch über geförderte Kredite (BaFöG) bestritten werden. Jeder Student investiert also in seine Zukunft, in der Hoffnung, dass sich das Investment über ein zukünftig höheres Gehalt recht schnell amortisieren wird. Nun gehen wir mal davon aus, dass die Opportunitätskosten (Einkommensverluste) bei durchschnittlich 2 TEUR pro Monat liegen. Hinzukommt in einigen Fälle monatlich der rückzahlbare BaföG-Anteil in Höhe von durchschnittlich 500 EUR. Geht man von einer durchschnittlichen Regelstudienzeit von 5 Jahren aus, so investiert jeder Student indirekt durchschnittlich ca. 150.000 EUR! Studiengebühren in Höhe von 5.000 EUR für 10 Semester würden somit lediglich 3 % an den Gesamtkosten ausmachen!
Dies sollte man immer vor Augen haben, wenn man über Studiengebühren diskutiert, die natürlich SOZIAL AUSGEWOGEN (!!!) sein müssen. Die, die keine 500 EUR pro Semester aufbringen können, müssen zinslose Darlehen erhalten und müssen die Kredite auch erst dann zurückzahlen, wenn eine gewisse Gehaltshöhe erreicht worden ist etc. Falls die Gehaltshöhe in einem bestimmten Zeitraum nicht erreicht werden kann, sollten Studiengebühren nachträglich erlassen werden.
Nach der Betrachtung der ersten Teilausschnitte des Ursache-Wirkungsmodells möchten wir nun erste Erkenntnisse ziehen. Hierzu nutzen wir die Erkenntnis-Matrix (siehe Grafik oben).
In der Erkenntnis-Matrix eines Faktors kann abgelesen werden, welche Einflussfaktoren in Summe positiv oder negativ wirken. Da ein Faktor über unterschiedlichste Wege auf einem selektierten Faktoren wirken und dabei sowohl negativ als auch positiv wirken kann, werden die Einflussstärken einfach aufsummiert und auf der X-Achse entsprechend abgetragen. Vereinfacht gesprochen kann die Erkenntnis-Matrix wie folgt gelesen werden: je weiter die Faktoren links unten im roten Feld liegen, desto stärker wirken sie negativ, und je weiter die Faktoren oben rechts im grünen Feld liegen, desto stärken wirken sie positiv. (Natürlich sagt die Erkenntnis-Matrix noch mehr aus, jedoch reicht diese vereinfachte Analyse für unser Vorhaben aus.)
Wie der Erkenntnis-Matrix des Faktors "Wohlstand Studienabgänger SH" abzulesen ist, wirkt die "Private Investition Studium" erwartungsgemäß kurzfristig negativ (siehe Matrix oben), mittel- und langfristig jedoch positiv (siehe Matrix unten), da sich hierüber u.a. die Job-Chancen und damit verbunden die Verdienstmöglichkeiten in der Regel erhöhen. Die Studiengebühren wirken bereits kurzfristig positiv, sofern eine Finanzierung der Studiengebühren (z.B. über zinslose Kredite / BaföG) gegeben ist. Ein Verzicht auf Studiengebühren wäre kontraproduktiv, da hierdurch die Qualität des Studienstandortes SH und damit verbunden die Job-Chancen der Studienabgänger leiden würden.
Mit der o.g. Förderung sog. "sozialbenachteiligter Personen" (z.B. zinslose Finanzierung der Studiengebühren; Erlass der Studiengebühren bei Geringverdiener) kann ich die Diskussion um Soziale Gerechtigkeit als Argument gegen Studiengebühren überhaupt nicht nachvollziehen. Momentan zahlen doch alle Steuerzahler und somit auch viele sog. sozialbenachteiligte Personen die Ausbildung der zukünftigen „Besser Verdienenden“, der Bäcker, die Putzfrau, der Lagerist, der Frisör und der Handwerker. Ist das Soziale Gerechtigkeit? Warum sollten also die zukünftig „Besser Verdienenden“ nicht ihren zumindest kleinen Anteil an den eigenen Ausbildungskosten direkt tragen? Denn nur sie profitieren direkt von der Ausbildung. Als Gegenargument nennen einige Besser-Verdienende, dass sie diesen Beitrag bereits über die höheren Steuern, die sie aufgrund des höheren Gehaltes zahlen müssen, leisten (sofern dies denn tatsächlich geschieht). Aber diese Steuer zahlen doch alle Besser-Verdienende, also auch die, die nicht studiert haben, oder? Soziale Gerechtigkeit bedeutet daher für mich, dass die Nutznießer zumindest einen kleinen Kostenbeitrag leisten sollten. Sofern dies nicht möglich sein sollte, werden die Studiengebühren - wie bereits geschildert - nachträglich erlassen. Soziale Gerechtigkeit bedeutet zudem, dass alle gleiche Bildungschancen erhalten, d.h. wir müssten den Anteil der sog. "sozialbenacht. Studenten" erhöhen. Hierfür sind viele Maßnahmen notwendig, u.a. ein durchgängiger Bildungsweg, eine umfassende Aufklärung & Frühzeit-Förderung und nicht nur der Ausgleich finanzieller Defizite (siehe Grafik oben). All diese Dinge müssen ausgebaut und finanziert werden. Warum nicht über einen Teil der Studiengebühren?
Wie der Erkenntnis-Matrix (siehe Grafik oben) zu entnehmen ist, wäre ein "Verzicht auf Studiengebühren" somit sehr schädlich und sozial ungerecht!
Wie die Grafik zeigt, ist Bildung ein wesentlicher Standortfaktor für SH bzw. für Deutschland. Dies ist nicht wirklich neu, werden jetzt viele denken. Es ist aber noch gar nicht so lange her, da plante die Landesregierung in SH die Universität zu Lübeck (oder wesentliche Teile davon) zu schließen, um 150 Mio. EUR innerhalb von 10 Jahre zu sparen.
Studiengebühren in SH könnten dem Land mehr als 600 Mio. EUR innerhalb von 10 Jahren und mehr als 2 Milliarden EUR innerhalb von 25 Jahren einbringen. Diese Gelder sollten dabei natürlich nicht zum Stopfen irgendwelcher Haushaltslöcher genutzt werden, sondern zweckgebunden in den Ausbau der Hochschullandschaft bzw. des Bildungsstandortes fließen. Mit der Einführung von Studiengebühren wird auch ein Umdenken der Studenten eintreten. Die Erwartungshaltung an die Studieninhalte wird wachsen, ebenso der Qualitätsanspruch an die Dozenten.
Es ist schon erstaunlich, warum gerade die hochverschuldeten Bundesländer sich den Luxus erlauben, keine Studiengebühren einzuführen bzw. diese wieder abzuschaffen. Letzteres ist leider nun gerade in Hamburg geschehen – natürlich ohne vorher konkret festzulegen, wie diese Mehrkosten dauerhaft gedeckelt werden sollen. Ich hätte mir stattdessen eine Bundesrats-Initiative gewünscht, um über eine bundesweite Einführung von Studiengebühren den Bildungsstandort Deutschland als entscheidenden Wettbewerbsvorteil voranzubringen. Denn dies ist dringend notwendig. Laut dem Bundesamt für Statistik sind derzeit über 2,2 Mio. Studenten registriert. Wir sprechen also über 2 Milliarden EUR pro Jahr bzw. über 20 Milliarden EUR in 10 Jahren – bei einer Studiengebühr in Höhe von 500 EUR pro Semester! Mit diesen Beträgen könnte man im Bildungssektor schon einiges bewegen und zwar nicht auf Pump, d.h. zu Lasten zukünftiger Generationen.
Wie die Erkenntnis-Matrix zeigt, gefährdet der Verzicht auf Studiengebühren somit langfristig unseren Bildungsstandort und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region.
Bei der Ausgestaltung des Studiengebühren-Konzeptes muss neben den sozialen Komponenten (z.B. zinslose Finanzierung der Studiengebühren; Erlass der Studiengebühren bei Geringverdiener) natürlich auch beachtet werden, dass die Verwaltungskosten möglichst minimal bleiben. Denkbar wäre es, für die Abwicklung der Studiengebühren z.B. die vorhandenen Strukturen (BaföG) sinnvoll zu nutzen.
Ich hoffe, mit diesen ersten Anregungen eine Diskussion entfacht zu haben. Ziel müsste es sein, möglichst schnell ein rundes, gemeinsames Gesamtkonzept (Modell) zu entwickeln. Ich bin gespannt, welche Partei hierzu den Mut aufbringen wird.